Wir haben Liliane besucht

Es war toll Liliane persönlich in ihrem Haus zu treffen. Hier berichten wir von unserem Besuch bei ihr in Kigali.

Ein neues Leben kann beginnen - „Kinder brauchen Frieden“ führt eine Familie wieder zusammen  

Pressemitteilung

Im November berichtete der Hechinger Verein „Kinder brauchen Frieden“ von seiner aktuellsten Einzelfallhilfe in Ruanda. In diesem Zusammenhang wurde zu Spenden aufgerufen. Nun kann erfolgreiche Umsetzung vermeldet werden.
Wie berichtet, entschieden die Verantwortlichen des Vereins, der jungen Mutter Liliane zu helfen. Nach Schließung des Kinderdorfes durch die Regierung vor einigen Jahren wurde sie bei ihrem psychisch kranken Vater untergebracht, sie wurde in der Folgezeit schwanger, wurde in der Familie herumgereicht, war aber nirgends willkommen. Von ihrem kleinen Sohn wurde sie getrennt, er wurde 2 Autostunden entfernt von ihr in eine Pflegefamilie gesteckt. Auch Lilianes Brüder, die ein Internat besuchen, mussten in den Ferien zu ihrem kranken Vater, wo sie ebenfalls nicht willkommen waren.
„Kinder brauchen Frieden“ ist aktiv geworden und hat zusammen mit den Partnern vor Ort eine Unterkunft für Liliane gesucht und Pflegemutter organisiert, die sich um ihren Sohn kümmert, solange sie in der Schule ist.
Zügig nach Anlaufen der Aktion wurde ein kleines Häuschen gefunden, sodass Liliane schon Anfang Dezember einziehen konnte. Endlich waren Mutter und Kind wieder vereint. Auch können nun die beiden Brüder die Ferien bei ihrer Schwester verbringen, somit ist ein wichtiger Teil der Familie wieder zusammengeführt.
Die Verantwortlichen von „Kinder brauchen Frieden“ und deren Partner vor Ort haben Liliane als eine sehr taffe junge Frau erlebt. Sie sind sich sicher, dass sie ihr Leben unter den neuen Voraussetzungen nun schnell in den Griff bekommen wird.
Die Freude bei „Kinder brauchen Frieden“ war sehr groß als die Nachricht eintraf, dass Liliane in ihr neues Heim eingezogen ist. Sie konnte so nun ihr erstes Weihnachtsfest mit ihrem Sohn und ihren Brüdern im eigenen Zuhause feiern. Das ist wirklich eine schöne Weihnachtsgeschichte und für „Kinder brauchen Frieden“ eines der schönsten Geschenke und eine Bestätigung ihrer Arbeit.
Der Dank gilt allen Spendern, die den Verein dabei unterstützt haben, schnell für die wichtigsten Einrichtungsgegenstände, die Miete und den Lohn für die Pflegemutter zu sorgen.
Wichtig hierbei war auch wieder einmal die zuverlässige Zusammenarbeit mit den Partnern von „SINAPISI NGO“ vor Ort, die sehr schnell und unbürokratisch gehandelt haben.
Für die Fortführung der Unterstützung für Liliane bspw. für die Miete bis zum Ende der Ausbildung von Liliane ist der Verein weiterhin auf Spendengelder angewiesen.
Spendenkonto:
Kinder brauchen Frieden
DE69 6535 1260 0079 2340 34
Verwendungszweck „Liliane“

Bereits im Februar werden Vorstandsmitglieder aus Hechingen nach Ruanda reisen und die verschiedenen Projekte des Vereins besuchen. Dabei werden sie natürlich auch Liliane in ihrem neuen Heim treffen und sich von ihrem Wohlergehen überzeugen.

Umzug ist geglückt

Nun haben uns noch schöne Nachrichten aus Ruanda erreicht. So schreibt Cornelia Bierlmeier:

 „Unsere“ Liliane konnte mit ihrem Kind noch vor Weihnachten in ihr neues Zuhause ziehen. Für uns alle ist es eine der schönsten Weihnachtsgeschichten in diesem Jahr 2019. Wieder einmal konnte unser Verein dank der Spenden und natürlich dank der Hilfe unserer Partner vor Ort schnell und unbürokratisch helfen. Das Ruanda Team freut sich schon auf den nächsten Besuch in Ruanda wenn sie Liliane besuchen können. Für Liliane und ihren Yvan beginnt nun ein neues Leben, und dass ihre beiden Brüder jetzt auch in den Ferien bei ihr wohnen, macht diese Geschichte noch schöner. Nun hat Liliane auch wieder eine Familie. Unser Dank gilt allen die geholfen haben, diese Geschichte Wirklichkeit  werden zu lassen.

Eine Bleibe für Liliane und ihren Sohn

Kinder brauchen Frieden begleitet Liliane seit ihrem 5. Lebensjahr. Nun wurde aufgrund ihres besonderen Schicksals weitere Unterstützung geleistet und der mittlerweile jungen Frau ermöglicht, wieder mit ihrem kleinen Sohn zusammen zu leben.
-- Von Cornelia Bierlmeier

Liliane ist heute 20 Jahre alt, wenn man sie sieht, schaut man in ein trauriges und hoffnungsloses Gesicht. Liliane kam vor 15 Jahren in unser Kinderdorf nach Kigali. Valerie von Sinapisi Rwanda NGO, damals auch die Verantwortliche für das Kinderdorf, kümmerte sich um Lilianes Familie, da die Mutter an AIDS erkrankt war.

Als die Mutter im Sterben lag, musste Valerie ihr versprechen, dass sie Liane mit ins Kinderdorf nehmen und sich um sie kümmern würde. So kam das Kind mit fast 5 Jahren in unser Kinderdorf – in das Haus Ibyshimo. Sie lebte sich sehr schnell ein, liebte ihre neuen Mamas und auch ihre neuen Geschwister. Nach kurzer Zeit wurde Liane krank – sie hatte AIDS und die Krankheit war ausgebrochen. Jeder kleinste Infekt ließ das kleine Mädchen schwach werden und ich erinnere mich noch gut daran, dass bei manchen meiner Besuche in Ruanda Liliane so schwach war, dass sie nur an der Hand und sehr langsam durch das Kinderdorf laufen konnte. Die meiste Zeit saß sie dann auf meinem Schoß, wie das kranke Kinder überall auf der Welt machen. Doch Liliane hatte Glück! Sie kam in das Aidsprogramm einer amerikanischen Organisation und somit erhielt sie regelmäßig Medikamente. Es war bei unseren Besuchen schön zu sehen, wie das Kind sich entwickelte. Aus ihr war ein fröhliches quirliges Mädchen geworden. In der Schule lief es gut und sie hatte unwahrscheinlich viel Freude daran, in der im Kinderdorf entstandenen Tanzgruppe mit zu machen. Liliane war glücklich. 

Dann kam der Erlass der Regierung, den sie zusammen mit UNICEF Ruanda ausgearbeitet hatte: Alle Kinderheime sollten geschlossen und die Kinder in Familien untergebracht werden.

Hört sich zunächst super an, doch in manchen Fällen war es alles andere als gut. Liliane musste zu ihrem Vater, einem psychisch kranken Mann. Er meinte, durch Tierstimmen-Imitationen auf dem Markt genügend Geld zu verdienen, um seine Familie zu ernähren. Das hat nicht funktioniert. Er hatte inzwischen auch wieder geheiratet und mit dieser Frau ein weiteres Kind. Diese Frau wollte Liliane aber nicht bei sich haben. Und jeder von uns kann sich vorstellen, wie es ist, dort leben zu müssen, wo man nicht erwünscht ist. Liliane war sehr unglücklich. Solche Mädchen sehnen sich nach Geborgenheit und Liebe – diese Erfahrung haben wir auch im Kinderheim in Kroatien immer wieder gemacht. So passiert es, dass sie dem erstbesten Mann, der eigentlich nur etwas Spaß haben will, ihre ganze Zuneigung und Liebe schenkte und ihm blind vertraute. So lernte Liliane einen Lastwagenfahrer kennen. Sie wurde schwanger und der Mann hat sich nie wieder blicken lassen. Liliane bekam ihren kleinen Sohn Yvan und liebt ihn sehr. Aber in der Familie wollte man ja sie schon nicht und das Baby erst recht nicht. Liliane kam dann zu der Schwester ihrer Stiefmutter, die die Beiden aber auch nicht richtig bei sich haben wollte. Der kleine Yvan wurde Liliane weggenommen und in eine Pflegefamilie nach Nyanza gebracht. Nyanza ist weit weg von Kigali und es gibt keine Möglichkeit für Liliane, ihr Kind zu besuchen. Nicht einmal eine Telefonnummer hat man ihr gegeben, um nach ihrem Baby zu fragen. Valérie von SINAPISI erzählte uns von der Situation, in der Liliane ist. Für uns war es klar: Da müssen wir etwas unternehmen. Unter ständiger Absprache und Hilfe von Valérie und SINAPISI schafften wir es im Oktober 2019, eine Unterkunft für Liliane zu finden. Außerdem wurde eine Frau gefunden, die sich um Yvan kümmert, während Liliane in der Schule ist. Da Liliane außer der Kleidung am Leib praktisch keinen Besitz hat, sorgten wir für die Einrichtung und alles, was man braucht, um mit einem Baby verhältnismäßig gut leben zu können.

Darüber hinaus konnten wir noch mehr erreichen: Als Liliane damals zu uns ins Kinderdorf kam, wurden ihre zwei Brüder in anderen Heimen untergebracht. Seither hatten sie kaum Kontakt zueinander. Die beiden Brüder besuchen eine Internatsschule und werden in Zukunft, wenn Ferien sind, bei ihrer Schwester wohnen, so dass Liliane jetzt auch wieder eine Familie hat.

Unsere Projektleute im Verein freuen sich schon auf den nächsten Besuch in Ruanda. Ich werde zwar nicht dabei sein, bin mir aber sicher, dass sie wieder in ein lachendes Gesicht bei unserer Liliane blicken können.